Die Gliederpuppe – vom Hilfsmittel zur Projektionsfigur.
Eine Untersuchung der Gliederpuppe im Gemälde »Porträt von Henri Michel-Lévy« (1878/79) von Edgar Degas
Schlagworte:
Gliederpuppe, Modell, Weiblichkeit, unheimlich, Malerei, 19. JahrhundertAbstract
Die Gliederpuppe unterliegt im 19. Jahrhundert einem Bedeutungswandel. Diente sie seit der Renaissance vorwiegend als Atelierhilfe, kam sie in der beginnenden Moderne vermehrt als Bildmotiv zum Einsatz. Durch ihre Eigenschaft als Stellvertreterin des Menschen stellt sie eine Projektionsfläche dar, auf die sich gesellschaftliche Diskurse übertragen lassen. Im Gemälde Porträt von Henri Michel-Lévy (1878/79) von Edgar Degas greifen mehrere Deutungsebenen ineinander, die sich rund um Degas’ Malerkollegen und dessen achtlos an die Wand geworfene Gliederpuppe auftun. In der Bild-Szene spiegeln sich nicht nur das Verhältnis zwischen Maler und Modell, sondern gleichermaßen das zwischen Mann und Frau und den damit verknüpften zeitgenössischen Diskursen von Natürlichkeit und Künstlichkeit. Der Puppe ist als leblos-belebtes Wesen insbesondere die Komponente des Unheimlichen zu eigen. Ihre Vielschichtigkeit und Ambivalenz lassen sich in Degas’ Gemälde auf subtile Weise analysieren.
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