de:do denkste:<i> puppe</i>
denkste: puppe / just a bit of: doll | Bd.2 Nr.1 (2019) | Rubrik: Fokus


Spielzeugpuppen und Puppenspielzeug aus Papier – Puppenminiaturen des 19. Jahrhunderts

Sebastian Schmideler



Focus: puppen als miniaturen – mehr als klein
Focus: dolls/puppets as miniatures – more than small



Abstract:
Der Artikel beschreibt Bedeutung und Funktion des spielbegleitenden und spielerzeugenden Papierobjekts für die mädchenspezifische Puppenkultur des 19. Jahrhunderts. Im Fokus steht Puppenspielzeug aus Papier in der Form von puppenbezogenen Papierobjekten als Teil der Kinderbuchproduktion: Mädchenpuppengeschichte, Puppenmemoiren, Bastel-, Rezept- und Spielbücher sowie Puppenhäuser aus Papier in Buchform (Steckbilderbuch und Leporello als Aufstellbilderbuch mit Kulissen- elementen). Außerdem wird die Bedeutung von Spielzeugpuppen als Teil der Papierkultur des 19. Jahrhunderts dargestellt. Im Ergebnis zeigt sich, dass diese Papierobjekte als Modelle der Miniaturisierung die Aufgabe hatten, durch Anschauung, Vergegenständlichung und Konkretisation von Spielsituationen ein Spannungsfeld von attraktiven Lernchancen und Unterhaltungsangeboten für Kinder des 19. Jahrhunderts zu bieten.

Schlagworte: Kinderbuch; 19. Jahrhundert; Puppenspielzeug; Spielzeugpuppen; Papierware

Abstract:
The article describes the meaning and function of game-accompanying and game-creating paper objects for female 19th century doll culture. The focus is on doll toys made of paper in the form of doll-related paper objects as part of children's book production: girl doll history, doll memoirs, craft, recipe and play books and doll houses made of paper in book form. In addition, the importance of toy dolls as part of paper culture of the 19th century is presented. As a result, it emerged that these miniaturized models of paper objects had the task of providing an exciting field of attractive learning opportunities and entertainment for nineteenth-century children through the intuition, reification, and concretization of play situations.

Keywords: children's book, 19th century, toys for dolls, doll toy, paper culture

Zitationsvorschlag: Schmideler, S. Spielzeugpuppen Und Puppenspielzeug Aus Papier – Puppenminiaturen Des 19. Jahrhunderts. de:do 2019, 2, 43-54. DOI: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:467-14632

Copyright: Sebastian Schmideler. Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International.(https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de).

DOI: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:467-14632

Veröffentlicht am: 02.09.2019

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Puppenspezifische Papierobjekte als Teil der Kinderkultur des 19. Jahrhunderts

Dass sich Puppen als Miniaturobjekte im Kontext der Kinderkultur des 19. Jahrhunderts als Spielzeug im deutschsprachigen Raum großer Beliebtheit erfreuten, ist in der Forschungsliteratur vielfach betont worden (vgl. mit Bildertafeln an konkreten Objekten beispielsweise Kutschera 1979, Rusch 1991, Bothen-Hack u. Schreyvogl 1992, Schneider 2015)1. Dies lag nicht zuletzt daran, dass Deutschland in diesem Zeitraum mit bedeutenden Produktionsstätten wie Sachsen, mit dem Vogtland und dem Erzgebirge, und Franken mit Nürnberg ein Zentrum der Spielzeugherstellung und somit auch der Puppenfabrikation gewesen ist (vgl. u.a. Groß 1977, 67f., Anka u. Gauder 1978). Allerdings zeigt sich insbesondere aus der Perspektive einer material- und objektorientierten historischen Kinderbuchforschung rasch, dass die Objekthaftigkeit der Puppen als Spielzeug von Papierprodukten mannigfacher Art flankiert wurde, die diese Spielzeugwelt für die Spielenden erst eigentlich zum Leben erweckte. Dies betrifft nicht nur Mädchen, sondern auch die Sozialisation von Jungen. Hier ist vor allem an die Papiersoldaten zu denken, die hier allerdings nicht Gegenstand der Betrachtung sein sollen (vgl. zu diesem Aspekt u. a. die Beiträge im Katalog Museum Ludwig 2014). Viele dieser Papierwaren müssen für die jungen Nutzerinnen im hohen Grad attraktivitätssteigernd und initialzündend gewirkt haben, um das Spiel mit ihren Puppen fantasieanregend zu entfalten. Vielfalt und Intensität von Distribution und Produktion dieser Spielwaren sprechen dafür, dass diese spielbegleitenden Papierprodukte die Puppen wesentlich als Spielzeug inauguriert haben. Sie wirkten fantasieanregend, gegenständlich, veranschaulichend und stellten somit einen Aktivierungsanreiz für das Puppenspiel dar. Dies geschah, indem diese Papierwaren der Puppe die notwendige magische Aura zu verleihen halfen. Aus dem leblosen Objekt, dem seelenlosen Ding und dem toten Gegenstand der Puppe sollte durch fantasievolle Auseinandersetzung und produktive Beschäftigung eine dea ex machina kreiert werden. Auf diese Weise wurde aus einem von Kindern geliebten Spielzeug ein unverwechselbares Puppenindividuum erschaffen. Weil diese Papierprodukte die Puppe spielerisch sinnstiftend in Raum und Zeit vergegenständlichten und somit den Wirklichkeitssinn der Spielenden reizten, gaben sie den Puppen durch die Etablierung einer Geschichte eine Anima, die aus dieser Chronizität und Historizität erwuchs. Bedeutung und Funktion des spielbegleitenden und spielerzeugenden Papierobjekts des 19. Jahrhunderts für die Puppenkultur dieses Zeitraums sind daher zweifellos hoch. Für das Spiel bestimmte Papierwaren trugen entscheidend zum Prozess des Kinderspiels mit Puppen als „Beseelung der Dinge“ bei (vgl. Mattenklott 2014). Industriell gefertigte puppenbezogene Papierprodukte erfüllten ihre spielerische Funktion in zwei Richtungen: a) spielbegleitend zur Puppe als Spielzeug und als Spielobjekt und b) spielerzeugend durch die Etablierung von Spielzeugpuppen und Puppenhäusern als Miniaturwelten aus Papier. Diese Papierobjekte bewegten sich daher funktional im Spannungsfeld von Spielzeugpuppen und Puppenspielzeug aus Papier.

Zur praktischen Handhabbarkeit der Papierprodukte für das Kinderspiel ist die Miniaturisierung eine zwangsläufige Folge für Produktion, Distribution und Verwendungszweck. Sie sollte wesentlich die Modellhaftigkeit des Puppenspiels etablieren. Diese Modelle hatten als Miniaturwelten die Aufgabe, durch Anschauung, Vergegenständlichung und Konkretisation ein Spannungsfeld von attraktiven Lernchancen und Unterhaltungsangeboten für Kinder zu bieten. Die durch die Papierminiaturen simulierten Spielsituationen dienten und unterstützten die kindliche Sozialisation daher wesentlich. Sie sind materialisierte und materialbasierte Anleitungen zum Sozialisationsprozess, die neben der belehrenden Absicht auch der unterhaltenden, ludophilen Kreativitäts- und Fantasieanregung dienten (vgl. Huizinga [1939] 2009). Die Miniaturisierung sollte es den Kindern ermöglichen, der ästhetisch repräsentierten Welt im Kleinen zu begegnen, um für die erlebte Welt im Großen zu lernen und somit auf die zukünftigen Herausforderungen des Lebens spielerisch vorbereitet zu werden. Daneben waren diese Papierobjekte nicht zuletzt attraktive Unterhaltungsangebote für die spielenden Kinder. Dies legt zumindest die Vielfalt der Spielarten und die Dauer der Distribution dieser Dinge im 19. Jahrhundert nahe.

Puppenspielzeug aus Papier

Puppenbezogene Papierobjekte als Teil der Kinderbuchproduktion

Um das Spiel mit Puppen für Kinder im 19. Jahrhundert attraktiv und faszinierend zu gestalten, wurden zahlreiche Accessoires auf dem Spielzeugmarkt vertrieben, die Geschäftsfreude und Unternehmergeist der Produzenten ebenso wie das Bedürfnis nach spielbegleitenden Materialien und Objekten bei der Käuferschicht und somit Kinder als Kundschaft belegen können (vgl. zu Kindern „als neue Kundschaft“ der Papierwarenindustrie Vogel 1981, 37ff.). Dies betrifft nicht nur Phänomene wie Puppenhäuser und Puppengeschirr als derartige spielbegleitende Accessoires (vgl. Ludwig 1994). Darunter zählt auch populäre Grafik wie puppenbezogene Einblattdrucke in der Form von Bilderbogen (vgl. Vogel 1981, 14ff.). So sind beispielsweise bereits um 1650 in Nürnberg Bilderbogen mit Ankleidefiguren zum Ausschneiden nachweisbar (vgl. ebd., 32 mit Abbildung).Im 18. und 19. Jahrhundert entsteht im Prozess der Modernisierung und Zivilisation nicht nur ein bürgerliches Kindheits- und Familienbild (vgl. Schmideler 2017), auch der Kinder- und Jugendbuchmarkt etabliert sich im Kontext einer neuen, bürgerlichen und geschlechterspezifischen Kindheitskultur. Er wird „zu einem relativ selbständigen Zweig des literarischen Marktes“ (Ewers 1982, 13, vgl. auch Schmid 2018, 22f.). In diesem von der Aufklärung ausgehenden Prozess kommt es zu einer Verquickung von Kinderliteratur und Kinderspielkultur (vgl. Weber-Kellermann 1979, 192ff.), auf die jüngst Hans-Heino Ewers verwies: „Eng verwoben mit der Entstehung der modernen Kinderliteratur ist die Herausbildung einer bürgerlichen Kinderspielkultur; für deren Verbreitung stellt die Kinderliteratur in mehrfacher Hinsicht das zentrale Medium dar“ (Ewers 2018, 1, Hervorhebung i. O.). Als Sonderform des Mädchenbuchs (vgl. Grenz 1981) entwickelte sich in der Kinderbuchproduktion des 19. Jahrhunderts die Gattung der Puppengeschichten, die als spielbegleitende Kinderbücher fungieren konnten (vgl. Barth 1994, Barth 1998a, 1998b, Schmideler 2014). Zu derartigen Kinderbüchern gehören jedoch ebenso auch puppenbezogene Bastel-, Spiel- und Rezeptbücher wie Näh- und Kochbücher für Puppen. Dazu zählten auch in Buchform bzw. von der Forschung als „bewegliche Bilderbücher“ rubrizierte (vgl. Pressler 1980, 117ff.) Sonderformen von Puppenhäusern als Steckbilderbuch bzw. zweidimensionales Steckpuppenspiel oder als aus dem Buchobjekt eines Leporellos entfaltbares dreidimensionales Scheinpanorama als Spielaccessoire. Puppenspiel wurde so auch Teil einer Papiersozialisation von Kindern. Papierobjekte gewannen im Industrie- und Massenzeitalter des 19. Jahrhunderts (vgl. Faulstich 2006, 83) an Bedeutung für die spezifische Kinderkultur (vgl. Weber-Kellermann 1979), sodass die Funktion von Papier für die bürgerliche und adlige Alltags- und Spielzeuggeschichte dieses Zeitraums kaum hoch genug eingeschätzt werden kann.

Puppenmemoiren und Puppenerziehungsgeschichten als Spielzeuggeschichten im Kinderbuch

Zu den in der Imagination der Literatur spielbegleitenden Puppenbüchern, die sich im 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Etablierung einer geschlechtertypischen Mädchenliteratur (vgl. Grenz 1981) als Teil der Kinderliteratur entwickelten, gehörten die beiden Gattungstypen der Mädchenpuppengeschichte und der Puppenerziehungsgeschichte (vgl. Barth 1997, 99ff., Barth 1998a, Sp. 786, Barth 1998b, 20ff., vgl. auch Wilkending 2008, Sp. 330). Beide Typen erfüllen die Funktion, das Puppenspiel zu einem Sozialisationsinstrument durch spielbegleitende und fantasieanregende Kinderbücher zu instrumentalisieren. Sie sollten die jungen Mädchen auf ihre künftige Rolle als Gattinnen, Mütter und Hausfrauen vorbereiten und literarisch sozialisieren (vgl. auch Wilkending 2008, Sp. 330). Beeinflusst von französischen Vorbildern entwickelten sich Puppengeschichten auch als Formen, die nicht zuletzt als verschiedene charakteristische und spezifische Perspektivierungen des Puppenspiels betrachtet werden können. In der Puppenerziehungsgeschichte geht es „in Anlehnung an das Muster des auktorial erzählten moralischen Exempels“ um die „Erziehung der Puppe durch“ die „Puppenmutter“ selbst, während die Mädchenpuppengeschichte „die Schilderung von Erlebnissen einer Puppe, die in der Ich-Perspektive über sich und ihre verschiedenen Puppenmütter berichtet“, in den Vordergrund stellt (ebd., Sp. 330). Der Blick ist daher jeweils fokussiert auf die Außenperspektive des spielenden Kindes (Puppenerziehungsgeschichte) und auf die imaginierte Innenperspektive des erlebenden Ichs der Puppe selbst (Mädchenpuppengeschichte).

Für beide Formen ist es plausibel und legitim, von einer „Spielzeuggeschichte“, in diesem Fall als Teil der Gattung des Mädchenkinderbuchs, zu sprechen (vgl. Kümmerling-Meibauer 2012, 91). Dabei wird der Spielzeugcharakter dieser spielbegleitenden oder spielanregenden Mädchenkinderbücher deutlich akzentuiert, zu denen diese Literatur als Sozialisationsinstrument diente. Insbesondere die fiktionalen Puppenmemoiren erfüllen die Aufgabe, eine besondere Intimität zwischen spielendem Kind und Puppe als einen derartigen Individuationsprozess forciert zu inaugurieren (vgl. am Beispiel der Puppe Wunderhold Schmideler 2014). Die sozialisationsspezifischen Vorteile und den ästhetisch bildenden, literarischen Reiz der Möglichkeit, das geliebte Spielzeug der Puppe zur individualisierten Erzieherin zu machen, erkannten bereits zeitgenössische Pädagogen und Kinderbucherzieher: „Der Gedanke ist gut, Mädchen durch ihre Puppen, mit welchen sie spielen, auf ihre Fehler aufmerksam machen zu lassen“ (Merget 1882, 173). Mit den Worten einer Kinderbuchhistorikern von 1951 bedeutet das: „Die Puppe hält also kleinen Mädchen einen Spiegel vor, in dem sie ihre eigenen guten und schlechten Eigenschaften sehen können“ (Dyrenfurth-Graebsch 1951, 188). Überzeugend gelingen sollte diese Instrumentalisierung der Puppengeschichte für den Lesesozialisationsprozess, indem die Puppenmemoiren eine besonders vertrauensvolle, emotionale Innerlichkeit und sentimentale Projektion zwischen spielendem Kind und Puppe suggerieren. Die Projektion sollte zu einer Vergegenständlichung, Veranschaulichung und Konkretisation der Erziehungsziele eines Sozialisationsprozesses führen, der den Verfasserinnen als Zweck und Ziel dieser Puppenmemoiren nicht zuletzt vorschwebte. Die Spielsituation zwischen Kind und Puppe, in die man sich diese imaginierten Szenerien derartiger Puppenbücher vorstellen sollte, diente dazu, das beseelte Objekt der individualisierten Puppe zu einer heimlichen Vertrauten zu machen, um die Sozialisationsfunktion der Puppenmemoiren zu intensivieren. Die Puppe wird daher über die Puppenmemoiren in gleich zweifacher Hinsicht zu einer Erzieherin des spielenden und des lesenden Mädchens: als sichtbares Spielobjekt und als Materialisation der Erziehungsziele der von den Erwachsenen gewünschten Sozialisation einerseits. Andererseits wird die Puppe durch die Puppenmemoiren ein beseeltes Individuum, dem das lesende Kind Vertrauen schenken soll, um die Erziehungsziele auf gefällige Weise durch eine angenehme literarische Unterhaltung anzunehmen.

Puppenbezogene Bastel-, Rezept- und Spielbücher

Die Inszenierung der puppenbezogenen Bastel-, Rezept- und Spielbücher als spielbegleitende Accessoires des Puppenspiels wird häufig durch Miniaturisierung betont, die auf die kleine Welt der Puppen abgestimmt ist. Sie steht hier im Kontext eines Aktivierungsanreizes, das Spiel mit der Puppe mit dem Ziel der kreativen Beschäftigung unmittelbar aufzunehmen. Die Etablierung von modellhaften Miniaturwelten als gewünschter Verstärker dieses Aktivierungsanreizes zeigt sich nicht nur in der Herstellung von Puppengeschirr (vgl. Ludwig 1994) und Puppenherden (vgl. Reinelt 1985) als Vorstufe einer systematischen Schulung von Kindern in der Kochkunst. Auch die Puppenkochbücher mit Rezeptsammlungen für die Puppenküche zeichnen sich sehr häufig durch kleinere Buchformate aus, selbst wenn diese Formate nicht unbedingt einer Miniaturisierung entsprochen haben müssen. So erschien Eleonore Horns Neues Puppenkochbuch (vgl. Horn [um 1880]) ebenso wie Henriette Davidis Puppenköchin Anna (vgl. Davidis 1886) oder Nanny Neckers Neues Puppenkochbuch (vgl. Necker 1889) im Format Kleinoktav, Tante Bettys Nürnberger Puppen-Kochbuch (vgl. Riedl 1896) im Sedezformat.

Die gleichwohl neben dem relativ kleinen Buchformat zumindest durch den Spielcharakter als spielbegleitendes Accessoire deutlich werdende Miniaturisierung dient der Perfektionierung der Inszenierung der kleinen Welt der Puppe. Sie erfüllt den Zweck der Illusionierung einer spielerischen Anverwandlung des Sozialisationsinstruments, das diese Puppenkochbücher als belehrende Erziehungsschriften bei aller drolligen Originalität ihrer scheinbar ludophilen Aufmachung als Buchobjekte immer auch gewesen sind (vgl. Planka 2015a). Die Miniaturisierung wird zudem vor allem durch die zahlreichen Diminutivkonstruktionen augenfällig, die diese Bücher auszeichnet und charakterisiert. Bereits die Titel verweisen auf diesen Zusammenhang. Haustöchterchens Kochschule (vgl. Jäger 1896) oder Puppenmütterchens Nähschule (vgl. Lucas 1894) sind Beispiele für diese Tendenz. Dabei wurde dem kreativen Ausleben des Aktivierungsanreizes immer genügend Raum gelassen. In Tante Bettys Nürnberger Puppenkochbuch, das 1896 bereits in neunter Auflage erschien und 1900 in vierzehnter Auflage verlegt wurde (vgl. Riedl 1900), konnte die junge Puppenmutter einfache Grundrezepte für die Zubereitung von Suppen, Klößen, Obst und Gemüse sowie Saucen, Süßspeisen wie Puddings und Brei kennenlernen und ausprobieren (vgl. ebd.). Auf den letzten Seiten des Puppenkochbuchs befand sich Platz für eigene Rezepte, die an dieser Stelle von den Eigentümerinnen als erste Schule des praktischen Kochens handschriftlich eingetragen werden konnten. Doch darin erschöpfte sich die praktische Funktion dieser Anweisungsbücher keineswegs. Die Puppenkochbücher hatten die konkrete und durchaus restriktive Aufgabe, einen Beitrag zur Zivilisation von Kindern zu leisten, indem sie „Ordnung in die Puppenküche“ brachten und „Verhaltensregeln, Essgewohnheiten und Tischsitten“ vermittelten (Planka 2015b).

Abbildung 1 (Puppenherd)

Abbildung 1: Puppenherd der Firma Märklin

Die enge Verquickung der Puppenkochbücher mit den Spielobjekten bzw. spielbegleitenden Puppenaccessoires, also den Puppenherden und dem Puppengeschirr, wird in Haustöchterchens Kochschule besonders deutlich (vgl. Jäger 1896), auch wenn in diesem Fall der Charakter als Spielzeug der Firma Märklin besonders akzentuiert wird. Zu diesem Puppenkochbuch gehörte ein von der Firma Märklin produziertes und in einem Karton mitgeliefertes ganzes Arsenal an miniaturisierten Küchengerätschaften wie Nudelholz, Schneebesen, Holzmörser, eine Buttermaschine, eine Waage, nützliche Besteckteile sowie ein Quirl. Auch ein Puppenherd war Teil der Grundausstattung dieses Spielzeugs, das auf der Kochkunstausstellung in Berlin 1896 prämiert wurde (ebd., Titelei) (vgl. Abbildung 1). Doch ist es nicht so, dass hier nur der Spielzeugherd der Firma Märklin im Vordergrund gestanden hätte, denn ausdrücklich heißt es im Untertitel: „Haustöchterchens Kochschule. Ein Kochbuch mit Wage [sic!] und Maßgeräten im Puppenmaß für Spiel und Leben“ (ebd.) Hier wird erkennbar, dass diese Kochschule, wie es so charakteristisch heißt, „für Spiel und Leben“ bestimmt war und auf die Ernsthaftigkeit der Kochkunst und ihren praktischen Nutzwert für das Alltagsleben hinweisen wollte. Die Miniaturisierung der Küchengerätschaften wird als Faszinosum für Kinder inszeniert, in der Verbalisierung der Anleitungstexte verdeutlicht durch eine starke Akkumulation von Diminutivkonstruktionen. Das Spielzeug wird als das liebste Geschenk unterm bürgerlichen Weihnachtsbaum angepriesen, da dieses Produkt offenbar bevorzugt als Weihnachtsgabe bestimmt war. Obwohl der Puppenherd hier der Blickfang ist, soll das Kochbuch das Spiel lenken. Über all dieser zwergenhaften Küchenminiatur steht die Hoffnung, das „Haustöchterchen“ „als Kind schon möge Hausfrau sein“ (Jäger 1896, 3):

Und wie viel Gaben liegen ausgebreitet/ Dort unterm Baum, daran das Aug’ sich weidet!/ Die liebste aber wird dem Töchterlein/ Vor allem stets die Puppenküche sein./ Ja, welche Küche, habt ihr je erschaut/ So Niedliches, wie hier ist aufgebaut?/ Die blanken Teller, Schüsseln, ohne Zahl,/ Die Töpfchen, Tassen, Pfännchen jeder Wahl,/ Die Modeln, Förmchen, reizend ohne Frage,/ Und die Gewichtlein, passend zu der Wage [sic!]./ Und welch ein Wunder! seht [sic!], der kleine Herd/ Er ist zum eignen Kochen ja beschert!/ Zum eignen Kochen für das Töchterlein,/ Daß es als Kind schon möge Hausfrau sein./ Damit es lerne schon im heitern Spiele,/ Wie man bereiten kann der Speisen viele./ Haustöchterchen darf selbst die Flamm’ entzünden/ Bald stark, bald schwächer, nach gebot’nen Gründen (Jäger 1896, 3).

Abbildung 2 (Naehschule)

Abbildung 2: Puppenmütterchens Nähschule

Ähnlich deutlich wird die Verbindung der Bastelbücher als spielbegleitendes Puppenspielzeug indem Anleitungsbuch Puppenmütterchens Nähschule (Lucas 1894) (vgl. Abbildung 2). Unter dem von Agnes Lucas zu Beginn als Bildungszitat und als geflügeltes Wort eingestreuten, zu Fleiß und Regsamkeit animierenden Motto Schillers „Arbeit, die uns Vergnügen macht, heilt ihre Müh‘!“, verfolgt die Verfasserin den Zweck, „den Mädchen eine gewisse Selbständigkeit im Denken und Handeln anzugewöhnen“ (ebd., Vorrede). Dazu sind Schnittmusterbögen beigefügt, nach denen sich die jungen Näherinnen bewähren und in die praktische Kunst der Nadelarbeit spielerisch eingewöhnen sollen. Die Musterbogen, die thematisch in eine kleine erfundene Handlung mit vielen praktischen Hinweisen eingebettet sind, die dazu ermuntern sollen, als Aktivierungsanreiz zu wirken, die eigene Puppe einzukleiden, enthalten Anleitungen zum Nähen von Kleidchen, Röckchen, Jäckchen, Hütchen und Häubchen. Das Repertoire dieser Nähschule umfasst daher einen nahezu vollständigen maßgeschneiderten Kleidungsbedarf bürgerlicher Damen im Miniaturformat. Diese Art der objektbezogenen Puppenbastelbücher blieb keine Ausnahme. Viele davon sind spielbegleitende Accessoires, die sich unmittelbar auf das Spiel mit dem Objekt der Spielpuppe bezogen. Sehr beliebt war um die Jahrhundertwende beispielsweise das Nähbuch Die fleißige Puppenschneiderin. Anleitung und Muster zur vollständigen Bekleidung einer Puppe (Lutz u. Heyde 1902), das zahlreiche Auflagen erlebte und auch zusammen mit einer Spielzeuggelenkgliederpuppe zum Ankleiden in einer großen und einer kleinen Ausgabe im Handel vertrieben wurde (vgl. zuletzt Haufe 2018, 26 Nr. 101 mit Abbildung). In der Sammlung des Grafikers Heiner Vogel (im Stadtgeschichtlichen Museum der Stadt Leipzig), die auf von Hand gefertigte Papier- und Holzobjekte spezialisiert ist, befindet sich ein bereits zwischen 1860 und 1870 erschienenes Anleitungsheft mit Musterschnittbogen für die fleißige junge Näherin (Abb. und Erläuterung in Vogel 1981, 234f. ). Es erschien im Berliner Verlag von Siegfried Cronbach unter dem Titel Käthchen, die Puppenschneiderin. Anleitung für kleine, artige Mädchen zur Anfertigung der Puppengarderobe (Meinhardt um 1860/70). Ein Relikt aus dieser Zeit spielbegleitender Puppenbücher ist die uns bis in das 20. Jahrhundert begegnende Tradition der Produktion von Puppen-Bilderbüchern im Miniaturformat. So hat der Verlag Otto Maier Ravensburger beispielsweise noch Ende der 1980er Jahre eine Reihe derartiger Puppen-Bilderbücher publiziert, die ausgerechnet „für alle kleinen und großen Freunde der Wimmelbücher von Ali Mitgutsch“ die detailreichen Wimmelbücher im Miniaturformat (9,7 x 7 cm) als Puppenspielzeug dem Puppenkind spielend vor Augen stellen (Mitgutsch 1988, Zitat Text Buchrücken).

Puppenhäuser aus Papier

Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts stieg der gewerbliche Anteil der Papierwarenindustrie mit Produkten für Kinder deutlich an; Kinder wurden als Kundschaft und Käuferschicht entdeckt (zur Frühgeschichte dieser Papierwaren im 18. Jahrhundert und zur argumentativ plausiblen Begründung des Begriffs „Kundschaft“ vgl. Vogel 1981, 37ff.). Papierhandlungen wie die Firma von Heinrich Friedrich Müller am Wiener Kornmarkt begannen, den Markt für Papierwaren für Kinder mit originellen Produkten zu bereichern, die oftmals einen spielerischen Charakter hatten (vgl. im Überblick zur Bedeutung der Firma Vogel 1981, 69ff. sowie Pohlmann 2010) und die u. a. als Zug- und Aufklappbilderbücher mit Kulissenelementen auf dem damaligen Buchmarkt „Aufsehen erregten“ (Frank u. Frimmel 2008, 137).

Abbildung 4 (Familien-Scenen)

Abbildung 4: Familien-Scenen

Abbildung 3 (Familien-Scenen)

Abbildung 3: Familien-Scenen

Müller galt „auf dem Gebiet der graphisch gestalteten Unterhaltungsspiele und des Papierspielzeugs“ als „einer der führenden Hersteller und Händler in den deutschsprachigen Ländern“ (Vogel 1981, 69). Neben diesen Papierwaren produzierte und verlegte Müller ein besonders reizvolles, von dem Maler, Kupferstecher und Schriftsteller Vincenz Raimund Grüner erfundenes Steckbilderbuch (vgl. Keune 2018, S. 46 Nr. 130). Es erschien 1824 in einem Marmorpapierschuber mit Deckelschild im Quartoformat (26,5 x 20 cm) unter dem (deutschen und zusätzlich einem französischen) Titel Familien-Scenen im Zimmer sammt Küche und Stall als „ein Spiel für die Jugend zur Unterhaltung und zur Bildung des guten Geschmackes“ (vgl. Grüner 1824) (vgl. Abbildungen 3 und 4).

Abbildung 5 (Puppenhaus)

Abbildung 5: Details aus Das große Puppenhaus

Das Steckbilderbuch „umfasst 57 ausgeschnittene Figuren“ in Kupferstich, die von Hand koloriert sind (sog. Altkolorit) und „die beliebig in den Räumen verteilt werden können: eine Quelle steter Unterhaltung und Freude“ (Pressler 1980, 177, Abb. S. 121). Die „Familien-Scenen“ enthalten ein „Interieur mit Einsteckschlitzen für Figuren, Möbel und Gegenstände“ (ebd., S. 203), die eine familiäre Welt en miniature simulieren. Die Einsteckschlitze sind geometrisch in nummerierten kleinen Quadraten angeordnet, sodass eine exakte Positionierung der Figuren und des Interieurs ermöglicht werden konnte – von der Laterne, dem Papageienkäfig, dem Blumenbouquet bis zum Ofenschirm. Auch hier spielen Sinn für Ordnung und das Arrangieren von Szenerien biedermeierlicher Behaglichkeit eine zentrale Rolle, wobei das Arrangement vor allem als reizvolle Augenweide wirken sollte, denn das Ziel des Spiels mit dem Steckbilderbuch ist es, „die leere Tafel in ein wohl-eingerichtetes und mit Figuren belebtes Gebäude umgewandelt zu sehen“ (Grüner 1824, Erklärung). Die Illusion verfolgt daher den pragmatischen und ästhetischen Zweck, dass Kinder im Miniaturinterieur von Küche, Stall und Wohnstube Sinn und Geschmack für das Nützliche und das gemütlich Schmückende entwickeln und sich dadurch zugleich ästhetisch bilden konnten. Die Miniaturisierung transformiert das Buch „zum Spielzeug“ in der Form einer „Verwandlungsillustration“ (vgl. Krahé 1980), die den Reiz des Neuen und Interessanten für Kinder haben sollte. Spielerisch und praktisch ist es das Ziel des Steckbilderbuchs, bei den Kindern das Verständnis des Führens eines Haushalts zu schulen. Sind diese Verwandlungsbücher als Steckbilderbücher noch zweidimensional und in ihrer Abbildungsstruktur flächig, entwickelten sich die Puppenhäuser im Buchformat als Kulissenbilderbücher des 19. Jahrhunderts weiter zu in der Rezeption dreidimensionalen Buchobjekten. Das große Puppenhaus der Firma Scholz in Mainz, die als Nr. 53 von „Jos.-Scholz-Aufstellspiel“ in einer Schachtel erschien, führt die Idee Grüners weiter zu drei dreidimensionalen chromolithografierten Aufklappbühnen einer Küche, eines Schlafzimmers und eines Salons, in denen 57 Steck- und Stehfiguren in das Interieur eines großbürgerlichen Gründerzeithaushalts situiert werden können (vgl. Das große Puppenhaus 1890) (vgl. Abbildungen 5 und 6).

Abbildung 6 (Puppenhaus)

Abbildung 6: Details aus Das große Puppenhaus

Dazu gehören Figuren, anlassbezogen zu wechselnde Garderobe, Möbel, Haushaltsgegenstände, Kinderspielzeug wie ein Schaukelpferd – und ein Hund. Hier wird die Miniaturisierung gezielt verräumlicht und in die Dreidimensionalität verwandelt; allerdings in drei separaten Kulissenbühnen. Ein für die Kulturgeschichte des Puppenspielzeughauses aus Papier des 19. Jahrhunderts ganz besonderes Buchobjekt stellt Lothar Meggendorfers Leporello Das Puppenhaus dar (Meggendorfer 1889) (vgl.Abbildung 7). Aus dem zweidimensionalen Leporello lässt sich ein dreidimensionales Aufstellbilderbuch mit zusammenhängenden Kulissenelementen zu einem Puppenhaus als Scheinpanorama entfalten, das, untereinander durch aufklappbare Türen verbunden, das Drinnen und Draußen des öffentlichen und privaten Lebens kleinbürgerlicher Wohnverhältnisse zeigt: Hauseingang, Kolonialwarengeschäft, Küche, die sogenannte gute Stube, Gartenseite. Raffiniert ist nicht nur die von Meggendorfer vorgenommene Aktualisierung als Konzession an die Modernisierungsprozesse der Jahrhundertwende, durch die in den späteren Auflagen ein vormoderner Eselskarren in ein modernes Automobil umgestaltet wurde, sondern als besonders reizvoll erweist sich die Raumkonzeption des Aufstellbilderbuchs (vgl. Schmideler 2019).

Abbildung 7 (Leporello)

Abbildung 7: Leporello Das Puppenhaus

So spielerisch das Puppenhaus auf den ersten Blick wirkt, so faszinierend ist die objektbasierte Funktionalität des Aufstellbilderbuchs in der Verschränkung von Detail und Gesamtzusammenhang der Kulissenelemente. Was Kinder bislang nur aus der Anschauungsbildung des Realienunterrichts im Anschauungsbilderbuch (vgl. zu den Bilderwelten der sinnlichen Anschauung Vogel 1981, 86ff.) in Kodexform in Einzeldarstellungen auf Doppelseiten kannten,2 entfaltet sich in diesem Leporello im Wortsinn zu einer nur scheinbar spielerisch gestalteten Gesamtschau, die einer Verräumlichung der zweidimensionalen Abbildungen der Anschauungsbildung gleichkommt. Die mehrere Bildtafeln umfassenden zweidimensionalen Repräsentationen eines Anschauungsbilderbuchs mit den öffentlichen und privaten Dingen des Hauses und des Haushalts verwandeln sich hier in einer umfassenden und komplexen Miniaturisierung einer didaktischen Reduktion dreidimensional durch die Imagination des Interieurs einschließlich der Außenanlagen zu einem Gesamtbild eines Hauses als Buchobjekt. Das Kunststück Meggendorfers besteht darin, dass diese Verwandlung durch das Entfalten des zweidimensionalen Leporellos zu einem dreidimensionalen Scheinpanorama entsteht, ohne dabei formal die Buchform des Spielobjekts zu verlassen. Auf diese Weise verschmelzen Belehrung und Unterhaltung auf faszinierende Weise zu einem Buchobjekt, das die Raumdarstellung eines gesamten Haushalts in einer Gesamtzusammenschau als eine geschlossene kleine Welt imaginiert.

Spielzeugpuppen aus Papier

Zu den attraktiven Papierobjekten gehören Spielzeugpuppen aus Papier, die als ausgestanzte Modepuppen, als Ausschneidepuppen, als Sonderformen wie Hampelmänner mit Ziehmechanismen ebenso wie als Figurinen für das Papiertheater (vgl. u.a. Wambsganz 2003) zu den ausgesprochen gewerbespezifischen Produkten der Spielwarenwelt aus Papier im 19. Jahrhundert gehörten. Sind diese Spielobjekte oftmals flächig und zweidimensional, auch wenn sie – wie im Fall des Papiertheaters oder des Aufstellbogens – durch ihre aus der Zweidimensionalität erwachsene Plastizität Räumlichkeit suggerieren konnten (vgl. zur dreidimensionalen sinnlichen Wissensvermittlung mit Aufstell- und Konstruktionsbogen und Papparbeiten Siefert 2009), sind Puppenobjekte aus Papiermaché ein weiterer elementarer Bestandteil der Papierspielzeugproduktion im 19. Jahrhundert (vgl. Gräfnitz 1994). Im weitesten Sinn gehören all diese Papierobjekte zu den vielfältigen Erscheinungsformen des Papierspielzeugs, das in diesem Zeitraum eine Blütezeit erlebte (dazu im Überblick Vogel 1981, 193ff.). Prozessinitiierend wirkte hier die „Entwicklung der Papier- und Kartonherstellung“, die „seit dem beginnenden 19. Jahrhundert in Mode gekommen“ war (Weber-Kellermann 1979, 219). Papp- und Papierarbeiten wurden ein beliebtes Freizeitvergnügen, allerdings nur für eine kleine Gruppe von Kindern aus Bürgertum und Adel (vgl. ebd., 192). Im Bereich des Kinderspielzeugs herrschte eine strikte „Klassentrennung“: „Spielzeug und Spiel setzten nicht nur Spielgegenstände, sondern vor allem Freizeit zum Spielen voraus, und die Gruppe von Kindern, die regelmäßig über einen solchen Freiraum verfügten, wurde immer kleiner“ (ebd.).

Abbildung 8 (neue Modepuppe)

Abbildung 8: Die neue Modepuppe zum An- und Auskleiden

Einen besonderen Reiz üben auch hier biedermeierzeitliche Produkte aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhundert aus. Ein Paradestück ist die ausgestanzte zweidimensionale Ankleidepuppe, die um 1830 in Pirna im Verlag von Friese als Papierspielzeug erschien (vgl. Abbildung 8). Das Spielzeug trug den Titel Die neue Modepuppe zum An- und Auskleiden, mit 8 geschmackvollen Anzügen im neuesten Geschmacke und fremden Nationaltrachten. Zur angenehmen und nützlichen Beschäftigung für kleine Mädchen, und zur Benutzung bei der Wahl eines Redouten-Costümes für erwachsene Damen (Modepuppe um 1830; vgl. auch Keune 2018, 14f. Nr. 44). Die ausgestanzten und handkolorierten, adretten Kupferstichroben (eine davon hat sogar einen gezeichneten Hermelinbesatz) waren das perfekte Miniatur- Accessoire der jungen Dame von Welt, um Eleganz und Geschmack zu erwerben. Für einige von ihnen werden diese Roben erste Vorübungen für den großen öffentlichen Auftritt auf dem für die Brautwerbung in Gesellschaft relevanten Ball gewesen sein. Durch die „fremden Nationaltrachten“ erwarben die jungen Betrachterinnen eine elegante und modische Weltläufigkeit – ein zu diesem eleganten Auftritt passender eleganter Kavalier wurde als ausgestanzte Papierpuppe in modischem Gehrock und Zylinder gleich mitgeliefert (über den Zusammenhang von Mode und biedermeierlicher Kinderkleidung vgl. Weber-Kellermann 1985, 41ff.).

Abbildung 9 (Pracht)

Abbildung 9: Pracht-Toiletten

Die Verhaftung der Ankleidepuppen in der Modewelt eleganter junger Damen im Kontext der „feingemachten Kinder“ (vgl. Weber-Kellermann 1979, 112ff., Zitat: 112) zieht sich wie ein roter Faden durch ähnliche Papierwaren, die im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts hergestellt wurden. Ein eindrucksvolles Beispiel sind die um 1870 auf den Markt gekommenen Pracht-Toiletten, der neuesten Damen-Moden. In einer eleganten Kassette mit einer kolorierten Federlithografie aus dem Vorderdeckel und einer ornamentierten Bordüre aus Goldpapier an den Seiten befand sich eine lithografierte, von Hand in zarten Pastelltönen kolorierte Ankleidepuppe, die mit sieben Prachtroben und zwölf kombinierbaren Hauben, Hüten, Tüchern und Blumenkränzen für den großen gesellschaftlichen Auftritt ausstaffiert werden konnte (vgl. Abbildung 9 und 10). Die Vorlagen für diese Kostüme waren der damals neuesten Pariser Mode der 1860er Jahre verpflichtet, sodass sie den modebewussten jungen Damen am Beispiel damals aktueller modischer Trends Geschmack und Sicherheit im Stilempfinden vermitteln sollten. Gedacht sind diese Roben für verschiedene besondere Anlässe, bei denen sich die Dame von Welt in der Öffentlichkeit sehen ließ – wie im Gottesdienst, auf dem Ball und beim Spaziergang im Park. Die Vorbilder für diese spielerischen eleganten Damentoiletten kamen aus dem Umfeld eines großen Auftritts auf einem Gesellschaftsball oder bei Hof. Sie konnten offenbar kaum prachtvoll und sozial distinguiert genug sein, um diese Geschmacksbildung im Spiel mit Papierpuppen zu verstärken. Sie orientieren sich am Hochadel und an der gesellschaftlichen Spitze des Bürgertums. Noch um 1890 erschien bei dem Berliner Verleger und Drucker Adolph Engel eine Schachtel mit der Aufschrift Unsere Kaiserin (vgl. Unsere Kaiserin um 1890). Darin befand sich die Majestät der deutschen Kaiserin und Königin von Preußen höchstselbst als ranghöchste weltliche Dame der Gesellschaft des Kaiserreichs in der Miniaturisierung einer chromolithografierten Ausstanzpuppe, der man sechs Prachtkleider und drei Accessoires für den zu spielenden allerhöchsten Empfang bei Hofe anlegen konnte. Das zeigt die sozial ausgrenzenden Distinktionsmechanismen dieses Spielzeugs deutlich auf.

Abbildung 10 (Pracht-Toiletten)

Abbildung 10: Pracht-Toiletten

Die Objekthaftigkeit dieser Papierprodukte und ihre Verquickung mit dem Kinderbuch werden wiederum in einem reizvollen biedermeierlichen Papierspielzeug der Wiener Firma von Müller deutlich. In diesem Verlag erschien um 1815 ein Puppenbuch mit einer Ankleidepuppe, die sich in sechs Kostümierungen verwandeln konnte. Das Buch und das Spiel tragen den Titel Isabellens Verwandlungen, oder das Mädchen in sechs Gestalten. Ein unterhaltendes Bilderbuch für Mädchen (Isabellens Verwandlungen um 1815; Datierung nach Pressler 1980, 117). Isabella, höhere Tochter aus reichem Haus, wird im Kinderbuch in sechs Vorstellungen präsentiert. Die spielende Leserin kann sie „im Ballkleide“, „als altes Mütterchen“, „als Bauernmädchen“, „als geschäftige Hauswirthinn“, „als Nonne“ und „als Türkinn“ bewundern (Isabellens Verwandlungen um 1815). Diese Verkleidungen sind in festliche Ereignisse des bürgerlich-aristokratischen Familien- und Gesellschaftslebens von Isabellas Familie integriert, die in kleinen, zur tugendhaften Erziehung dienenden Szenen im spielbegleitenden Kinderbuch geschildert werden. Zugleich können Isabellas Verwandlungen mit den Kostümen im handkolorierten Kupferstich der dem Kinderbuch beiliegenden Ansteckpuppe nachgespielt, objektiviert und materialisiert werden, um die Wirkung der guten Lehren des Kinderbuchs zu intensivieren und zu optimieren.

Dies sind biedermeierliche Formen der dann industriell massenhaft gefertigten, chromolithografierten Ausschneide- und Ankleidepuppen, die auf Ausschneidebogen beispielsweise von der Esslinger Firma J. Fr. Schreiber produziert worden sind und um die Jahrhundertwende ihre Hochphase erlebten. Bis heute erfreuen sich diese Ausschneidebogen im Kontext der Retro- und Nostalgiewelle einer nicht nachlassenden Beliebtheit. Sie sind daher noch ein matter Abglanz und eine verwischte Spur zu der einstigen Bedeutung, die spielerzeugende und spielbegleitende, puppenbezogene Papierobjekte in der Kinderkultur des 19. Jahrhunderts besaßen. Sie geben einen Einblick in die Miniaturwelten aus Papier, die einstmals das Puppenspiel zu einem unvergesslichen Erlebnis und zu einer Schule der Tugend machen sollten. Sie sind sichtbarer Ausdruck einer gewandelten und gewachsenen Bedeutung, die Papp- und Papierwaren für das Industrie- und Massenzeitalter des 19. Jahrhunderts gewann. Modespielzeug als Papierobjekt wurde von Wien bis Berlin im gesamten 19. Jahrhundert erfolgreich als Geschäftsmodell für Kinder distribuiert. Die spezifische Aufgabe des Papierspielzeugs changiert zwischen Sozialisationsfunktionen und Unterhaltungsangeboten, häufig in Kombination mit Kinderbüchern. Ihre funktionale Besonderheit wird einerseits in dem spielaktivierenden Reiz von Basteln, Schneiden, Kleben, Stecken, Falten und andererseits einem spielbegleitenden Zweck deutlich. Das historische Repertoire des Puppenspiels sollte durch innovative modische Papierobjekte wie das Steckpuppenhaus von Müller oder Meggendorfers dreidimensionales Puppenhausscheinpanorama durchaus spektakulär erweitert werden. Sie sollten die Neugierde durch ihre innovative Materialität aus Papier wecken und zur Schau stellen. Sie waren Schaustücke eines Papierzeitalters, das nicht ohne Grund als „goldenes Zeitalter“ der Grafik für Kinder bezeichnet wurde (vgl. Vogel 1981, 65; vgl. auch ebd., 66ff.).


[1] (zuletzt vgl. u.a. auch den Katalog Schäffer 2018 sowie international beispielsweise mit Blick auf die Entwicklung in den USA im 19. Jahrhundert Forman-Brunell 2011)

[2] Kodexform meint hier die Buchform der Materialität des Objekts, also die zwischen zwei Buchdeckeln durch Blättern und Falten eingebundenen flachen Papierlagen, die sich in der Sonderform des Leporellos durch Blättern und Falten im Spiel- und Rezeptionsprozess auch wieder in ein dreidimensionales Buchobjekt verwandeln konnten.

Literaturverzeichnis

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Die neue Modepuppe (um 1830). Die neue Modepuppe zum An- und Auskleiden, mit 8 geschmackvollen Anzügen im neuesten Geschmacke und fremden Nationaltrachten. Zur angenehmen und nützlichen Beschäftigung für kleine Mädchen, und zur Benutzung bei der Wahl eines Redouten-Costümes für erwachsene Damen. Pirna: Friese.

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Fotografie des Puppenherds der Firma Märklin, das zu Haustöchterchens Kochschule für Spiel und Leben gehörte (vgl. Jäger 1896). (Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Signatur: B XXII, 873)

Abbildung 2: Einband zu Puppenmütterchens Nähschule (Lucas 1894). (Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Signatur: B XXII, 333)

Abbildung 3 und 4: Gesamtansicht und Detail zu den Familien-Scenen im Zimmer sammt Küche und Stall als „ein Spiel für die Jugend zur Unterhaltung und zur Bildung des guten Geschmackes“ (vgl. Grüner 1824) (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Antiquariats Sabine Keune, Aachen)

Abbildung 5 und 6: Details aus Das große Puppenhaus der Firma Scholz in Mainz (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Antiquariats Winfried Geisenheyner, Münster-Hiltrup)

Abbildung 7: Details aus Lothar Meggendorfers Leporello Das Puppenhaus (vgl. Meggendorfer 1889) (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Antiquariats Winfried Geisenheyner, Münster-Hiltrup)

Abbildung 8: Die neue Modepuppe zum An- und Auskleiden (vgl. Modepuppe um 1830 (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Antiquariats Sabine Keune, Aachen)

Abbildung 9 und 10: Pracht-Toiletten, der neuesten Damen-Moden (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Antiquariats Winfried Geisenheyner, Münster-Hiltrup)



Über den Autor / About the Author

Sebastian Schmideler

Dr. phil., wissenschaftlicher Mitarbeiter für Kinder- und Jugendliteratur und Literaturdidaktik an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. Forschungsschwerpunkt: Geschichte und Theorie der Kinder- und Jugendliteratur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Sebastian Schmiedeler

Korrespondenz-Adresse / correspondence address:

sebastian.schmideler@uni-leipzig.de