Nicotino zieht an Orlandos Fäden.
Verwicklungen der sizilianischen opera dei pupi in Vincent Dieutres Film Orlando ferito
DOI:
https://doi.org/10.25819/dedo/136Schlagworte:
Vincent Dieutre, Orlando ferito, Mimmo Cuticchio, opera dei pupi, Marionette, Marionettentheater, Georges Didi-Huberman, Pier Paolo Pasolini, FilmessayAbstract
Der Filmemacher Vincent Dieutre kreiert in seinem Film Orlando ferito (2015) eine Collage aus unterschiedlichen Bildern, Sequenzen und sich überlagernden Erzählungen. Einer dieser Erzählstränge handelt vom geheimen Leben der sizilianischen pupi hinter der Bühne ihres Marionettentheaters. Ihre Geschichte entwickelt sich zum eigentlichen roten Faden des Films und führt verschiedene Ebenen (autobiographische, essayistische, ästhetische) in einer Parabel zusammen. An der filmischen Inszenierung des Schauspiels um den in einer tiefen Melancholie gefangenen Orlando kristallisieren sich Dieutres ästhetische Verfahren in einer steten Verkehrung von Realität und Fiktion, von Leben und Theater heraus. Die sizilianischen pupi tragen mit ihrem allegorischen Potenzial dazu bei, indem sie multiple Identifikationen anbieten. So erkennt sich nicht nur Dieutre in einer Marionette wieder, sondern auch seine Freunde und Gesprächspartner verwirren sich in den Fäden der pupi, bis deren Blick zum Spiegel der Zuschauer im Dunkel des Kinosaals wird.
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