Laurie Simmons’ »The Love Doll«: Eine Sexpuppe neu betrachtet
Abstract
Als Fotografin, die sich während ihrer Karriere seit jeher für Miniaturpuppen interessiert hat, begann Simmons 2009 unter dem Titel „The Love Doll“ mit einer neuen Serie, die sich eine lebensgroße Sexpuppe bezieht. Auf einer Familienreise nach Japan entdeckte Simmons Liebespuppen und bestellte eine dieser lebensgroßen, maßgefertigten japanischen High-End-Sex-Puppen. Sie dokumentierte ihre sich entwickelnde Beziehung zu dieser Latex-Puppe in der Hybridform von Tagebuch und Fotojournal. Simmons nimmt die Verwandlung der Puppe vom Objekt zum Subjekt auf, aber auch ihre Transformation von Mädchenhaftigkeit zu Weiblichkeit. Der Schluss des Ausstellungskatalogs mit Bildern von einer als traditionelle Geisha verkleideten Puppe deckt die doppelte Maskerade der Weiblichkeit auf – als unnatürlich und künstlich. Indem sich Simmons‘ Fotografien mit der Unheimlichkeit der Puppe auseinandersetzen, zeigen sie die Unfähigkeit, zwischen belebt und unbelebt zu unterscheiden, und die daraus resultierende Verwirrung zwischen Frau und Puppe. Da Simmons einen mütterlichen, platonischen und de-erotisierenden Blick auf ihre Liebespuppen wirft, schafft sie es eindrücklich, eine Sex-Puppe „neu“ zu betrachten.
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