Konzept

denkste: puppe / just a bit of doll (de:do)
multidisziplinäre zeitschrift für mensch-puppen-diskurse / a multidisciplinary journal for human-doll discourses

de:do ist ein multidisziplinär ausgerichtetes Open Access-Journal, das sich als offene Plattform versteht für wissenschaftliche und erfahrungsbasierte Texte und Arbeiten sowie für Kunstwerke, Bilder, Essays und In-Szene-Setzungen über Puppen, Figuren und menschenähnliche Gestalten.

In seiner ambiguen Verwendbarkeit (Philippe Ariès 2003, 135) dient das Phänomen ‚Puppe‘ – sei es als dingliches, anthropomorphes Artefakt, als literarisches Narrativ, Denkfigur, Medium oder mediale Ausdrucksform – hier als referenzieller Metarahmen für verschiedene Wissenschafts-, Forschungs- und Anwendungsfelder.

Angesprochen sind Disziplinen wie Literatur-, Kunst-, Kultur-, Theater-, Film-, Medien- und Sozialwissenschaften, Psychologie, Pädagogik, Ethnologie, Anthropologie, Design, Materialkunde, Robotik, einschließlich ihrer verschiedenen Genres und Praxisfelder.

Neben den wissenschaftlichen Fokus-Beiträgen zum jeweiligen Schwerpunktthema eines Hefts können weitere Beitragsformate je nach Verfügbarkeit, Umsetzbarkeit und Originalität in folgenden Rubriken einbezogen werden. Vom Umfang her sollen sie in der Regel im Bereich von 5.000-15.000 Zeichen liegen. Diese Texte durchlaufen alle einen internen Review- und Bearbeitungsprozess, werden aber nur partiell, bei Klärungsbedarf, noch einmal extern bewertet. Auch wenn die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Rubriken nicht immer völlig trennscharf ist, gehören hierzu:

  • Miszellen
    Hierunter fallen Kurzbeiträge mit call-spezifischer oder allgemeiner Themenrelevanz und/oder mit aktuellen Themen- und Forschungsbezügen, die bestimmte Details oder Sonderaspekte betreffen können, tentative Überlegungen o. ä. anstellen oder Aspekte künstlerischen Schaffens thematisieren.

  • Essays
    Die Essays entsprechen von der thematischen Ausrichtung weitgehend dem Spektrum der Miszellen, sind aber weniger Kurzbeiträge, sondern eher eine textlich gestaltete kurze Abhandlung oder ein Aufsatz.

  • Interviews
    Hierunter fallen Interviews mit Kunst- und/oder Kulturschaffenden, deren Arbeiten oder Werke sich im Themenkreis des Metarahmens „Puppen“ bzw. „Puppen-Diskurse“ bewegen.

  • Künstlerische Werke
    In Einzelfällen können künstlerische Werke, sei es aus den bildenden Künsten oder aus der Literatur einbezogen werden.

  • Rezensionen
    Buch-Rezensionen, aber auch Besprechungen von Ausstellungen und Aufführungen sind regelmäßiger Bestandteil, wobei hier auch eine Überschneidung mit der Rubrik Essay vorkommen kann.

  • Diskussionsforum
    Beträge, die pointierte bzw. kontrovers diskutierbare Thesen enthalten, können sozusagen nicht nur einfach als Miszelle, sondern noch einmal explizit zur Diskussion gestellt werden.

  • Mitteilungen
    Zusätzlich ist die Möglichkeit gegeben, dass wissenschaftliche, künstlerische oder anwendungs- und praxisbezogene Fachverbände auf Veranstaltungen, Ausstellungen, Projekte, Publikationsvorhaben etc. per Mitteilung hinweisen.

Sind Mensch-Puppen-Diskurse ein tragfähiges, wissenschaftsbasiertes Thema?

Puppen in all ihren Erscheinungsformen und in ihrer unterschiedlichen Materialität, als literarische und mediale Erzeugnisse, als anthropomorphe Figuren mit Menschenantlitz, als Spielsachen, Handpuppen, Marionetten, Kunstfiguren, Roboter usw., gefertigt aus Holz, Plüsch, Plastik, Metall, Papier und vor allem: kreiert aus Vorstellungskraft und Fantasie, Puppen stellen eine „Leerstelle im akademischen Diskurs“ dar (Yoko Tawada, 2000, 5). Obwohl seit Menschengedenken existent und „dicht ins Gewebe menschlichen Lebens eingebunden“ (Gundel Mattenklott 2014, 29), sind Puppen, diese uralten und ubiquitären „Pilger“ aus der Welt der Dinge und Artefakte (Kenneth Gross 2009, 187), in eigenartiger Weise pejorativ konnotiert mit einer Aura des Kindlichen und Trivialen.

Dass Mensch-Puppen-Beziehungen auch im akademischen Umfeld ein vielschichtiges und diskurswürdiges Sujet darstellen, wurde im Rahmen einer interdisziplinären und internationalen Puppen-Tagung mit dem Titel Puppen – Menschheitsbegleiter in Kinderwelten und Imaginären Räumen gut belegt (Insa Fooken und Jana Mikota 2014). Die faszinierende Uneindeutigkeit der Puppe als Erkenntnisgegenstand, ihre Existenz zwischen toter Materie und beseelt wirkender Lebendigkeit, ihr Changieren zwischen scheinbar minderwertigem Spielzeug und archaisch-symbolischen Bedeutungsgehalt machte deutlich, dass Puppen mehr sind als ‚nur Puppen’ – sie sind Spiegel und Projektionsfläche menschlicher Lebenszusammenhänge (Jürgen Fritz 1992).

de:do ist an der Forschungsstelle Schrift-Kultur der Universität Siegen angesiedelt. Es ist ein Open Access-Online-Journal mit Peer Review, in dem deutsch- und englischsprachige Beiträge willkommen sind.

Das erste Heft ist im Mai 2018 zum Schwerpunktthema Puppen in Bedrohungsszenarien erschienen. Das zweite Heft zum Thema Puppen als Miniaturen – mehr als klein ist im Mai 2019 herausgekommen. Die dritte Ausgabe zum Thema: puppen/dolls like mensch – puppen als künstliche menschen ist als Doppelnummer 2020  (Heft 1.1 und Heft 1.2) erschienen. Die vierte Ausgabe ist 2021 herausgekommen: Puppen als Seelenverwandte - biographische Spuren von Puppen in Kunst, Literatur, Werk und Darstellung.

Den aktuellen Call for papers finden Sie hier.

Betreut  wird de:do im Universitätsverlag Siegen – universi, der auch eine parallele Printausgabe publiziert.

Literatur
Ariès, Philippe (2003, 15. Aufl.). Geschichte der Kindheit. München: dtv.
Fooken, Insa, Mikota, Jana (Hg.) (2014). Puppen – Menschenbegleiter in Kinderwelten und imaginären Räumen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Fritz, Jürgen (1992). Spiele als Spiegel ihrer Zeit: Glücksspiele, Tarot, Puppen, Videospiele. Mainz: Matthias-Grünewald.
Gross, Kenneth (2009). "The Madness of Puppets". The Hopkins Review, 2 (2), 182-205.
Mattenklott, Gundel (2014). "Heimlich-unheimliche Puppe: Ein Kapitel zur Beseelung der Dinge". In: Insa Fooken, Jana Mikota (Hg.), Puppen – Menschenbegleiter in Kinderwelten und imaginären Räumen (S. 29-42). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Tawada, Yoko (2000). Spielzeug und Sprachmagie in der europäischen Literatur. Eine ethnologische Poetologie. Tübingen: Konkursbuch Verlag.